100 Fragen zur Freimaurerei

 

Die hier zusammengestellten Fragen wurden an mehreren öffentlichen Gästeabenden der Loge Aurum Nostrum von Interessenten gestellt. Sie sind ein beredter Beweis für das Interesse, das den Freimaurern und ihrem Bund entgegengebracht wird, lassen aber auch erkennen, auf welchen Gebieten ein besonders großes Informationsbedürfnis besteht.

Der Übersicht halber wurde der Versuch einer thematischen Ordnung vorgenommen. Die knappe Formulierung der Fragen und Antworten entspricht der konkreten Situation des Gästeabends, an dem die interessierten Besucher eher an kurzen plakativen Antworten als an ausschweifenden Erklärungen interessiert sind.

Die vorliegende Fragen- und Antwortsammlung soll dem Umstand Rechnung tragen, dass manche Interessenten eine gewisse Scheu vor der offenen Diskussion zeigen und dass sich manche Fragen erst nach Beendigung der Veranstaltung, bei der Verarbeitung der erhaltenen Informationen, ergeben.

Folgende Kapitel wurden für Sie erarbeitet:

  • Allgemein
  • Ideale und Ziele
  • Geschichte der Freimaurer
  • Die Aufnahme
  • Loge und Tempel
  • Glaube, Religion und Kirche
  • Staat, Gesellschaft und Behörden
  • Freimaurerei und Familie
 

Allgemein

1. Frage: Wer sind die Freimaurer?

Der Bund der Freimaurer ist ein seit dem Mittelalter bestehender traditionsreicher Bruderbund, der sich der ethischen und moralischen Vervollkommnung seiner Mitglieder und dem Eintreten für bestimmte Ideale der Menschlichkeit verpflichtet hat. Die Freimaurerei ist ein ethischer, kein politischer Bund. Sie ist keine Religionsgemeinschaft, kein Geheimbund, sondern ein Bund verschwiegener Männer, der auch keine geheimen Kenntnisse vermittelt. Die Freimaurerei versteht sich zwar als „diskrete“ Gemeinschaft, verlangt aber keine gesetzeswidrige Verschwiegenheit. Der Bund ist über den ganzen Erdball verbreitet und besteht derzeit aus etwa 6 Millionen Mitgliedern.

 

2. Frage: Warum weiß man so wenig über die Freimaurer?

Freimaurer in Deutschland haben sich in der Vergangenheit nur wenig in der Öffentlichkeit gezeigt. Hinzu kommt, dass sie unter dem Nazi-Regime verfolgt wurden und die Hetzpropaganda der Nazis den Angehörigen der älteren Generation noch bekannt ist. (s.a. Frage 9 u. 16)

 

3. Frage: Warum spielen Freimaurer in der Öffentlichkeit keine Rolle?

Es gehört nicht zum Wesen der Freimaurerei, direkt in der Öffentlichkeit zu wirken; denn es ist nicht „die“ Freimaurerei, die sich für bestimmte Ziele einsetzt, sondern das einzelne Mitglied in seinem sozialen Umfeld. Deshalb ist oft nicht bekannt, dass eine konkrete Leistung von einem Freimaurer erbracht wurde. In den USA und in Frankreich sind die Freimaurer in der Öffentlichkeit durch eine starke Präsenz einschließlich öffentlicher Jahrestreffen und Umzügen (USA) vertreten. (s.a. Frage 7 u. 17)

 

4. Frage: Warum ist in der Freimaurerei alles so geheim?

Geheim sind lediglich die Erkennungsmerkmale der Freimaurer. Alle anderen Informationen kann man in Bibliotheken oder in im Handel erhältlichen Büchern nachlesen.

 

Ideale und Ziele

5. Frage: Welche Ziele verfolgen die Freimaurer?

Die Ideale der Freimaurer heißen Humanität, Toleranz und Brüderlichkeit. Freimaurer jeglicher Herkunft setzen sich in aller Welt für die Verwirklichung dieser Ideale ein, damit das Zusammenleben der Menschen erträglicher wird.

 

6. Frage: Wie setzen die Freimaurer ihre hohen Ideale praktisch um?

Jeder Freimaurer setzt die Ideale auf seine persönliche Weise in seinem sozialen Umfeld (Beruf, Freundeskreis, Familie usw.) um. Es gibt aber keine Stellungnahmen und öffentliche Aktionen der „gesamten Freimaurerei“, um ein spezielles Ziel zu erreichen. Es kommt vielmehr auf den Einzelnen an. Eine führende politische Persönlichkeit kann dabei natürlich auf politische Entwicklung Einfluss nehmen – so entstanden z.B. die Verfassung der USA und der Vertrag von Locarno. Andere Freimaurer können dank ihrer Position in einem Betrieb das Betriebsklima verbessern, indem sie den Mitarbeitern beispielhaft vorangehen und sie zur Einhaltung humanitärer Prinzipien anhalten. Da sehr viele Freimaurer aber keine führende Position einnehmen, wirken sie in einem entsprechend bescheideneren Rahmen – dies mindert aber die Bedeutung ihrer Leistung und ihr Engagement nicht.

 

7. Frage: Ist die Geheimnistuerei der Freimaurer bei der Umsetzung ihrer Ideale nicht eher hinderlich?

Zunächst gibt es in der Freimaurerei weniger Geheimnisse als allgemein angenommen wird. Geheim ist die Art, wie sich Freimaurer einander zu erkennen geben. Die Logensitzungen sind zwar der Öffentlichkeit nicht zugänglich, doch ist das, was dort geschieht, nicht geheim. Wer sich wirklich über Details der Freimaurerei informieren möchte, kann sich bei jedem Buchhändler mit entsprechendem Material versorgen. Einer alten Tradition folgend treten Freimaurer von sich aus weniger an die Öffentlichkeit als andere humanitäre Vereinigungen, die z.B. ihre Spendenaktivitäten gern in Zeitungsmeldungen verkünden lassen. Die Freimaurer haben inzwischen aber erkannt, dass sich ihre ungenügende Darstellung in der Öffentlichkeit als Nachteil erwiesen hat. Deshalb verstärken sie in jüngerer Zeit die Öffentlichkeitsarbeit, um ihre Ideale und Tätigkeiten besser darzustellen. In anderen Ländern, z.B. in den USA, treten die Freimaurer als fester Bestandteil der Gesellschaft regelmäßig im öffentlichen Leben auf. Die fehlende Kenntnisnahme von der Tätigkeit der Freimaurer schadet aber dem Erfolg des einzelnen Freimaurers überhaupt nicht. Denn der Freimaurer agiert nicht, indem er sich zuerst seiner Umgebung zu erkennen gibt, um etwa aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Bund der Freimaurerei ein Ziel zu erreichen. Der Freimaurer leitet seinen persönlichen Erfolg von seiner charakterlichen Integrität ab und wird sich beim Umsetzen seiner Ideale nicht hinter der Autorität einer Loge verbergen und sich nicht auf die Freimaurerei als höhere Instanz berufen.

 

8. Frage: Warum geht man nicht in eine politische Partei oder in eine kirchliche Organisation, wenn man Gutes tun will?

Selbstverständlich kann man humanitäre Ziele in vielen weltlichen, kirchlichen und privaten Organisationen verwirklichen. Der Freimaurer begrüßt jede Aktivität in gleich welcher Organisation, die dem Wohle der Menschheit dient. Dem Grundsatz der Toleranz folgend überlassen die Freimaurer jedem einzelnen, in dem ihm persönlich zusagenden Bereich tätig zu werden. Nicht jedem Menschen sagt aber die Zugehörigkeit zu einer politischen Partei oder einer religiösen Organisation zu. Außerdem kann ein Freimaurer sowohl einer Loge als auch gleichzeitig einer politischen, religiösen oder einer sonstigen humanitären Organisation angehören.

 

9. Frage: Warum gibt es so viele Vorurteile gegen die Freimaurer?

Die Vorurteile haben ihre Wurzeln in Unkenntnis, gezielter Verleumdung und Verfolgungen aus Angst vor dem freiheitlichen Denken der Freimaurer. Im Gegensatz zum europäischen Kontinent gibt es in den Mutterländern der Freimaurerei (England) und der Demokratie (Amerika) in der Bevölkerung keine Vorurteile gegen die Freimaurer. Die Freimaurerei konnte sich dort ungehindert, teilweise als Massenbewegung, zum Wohle der Menschen entwickeln. Unsachliches Halbwissen war schon immer ein fruchtbarer Nährboden für blühende Phantasien über das „Treiben“ der Freimaurer. Diese Phantasien haben sich in jenen Bevölkerungskreisen erhalten, die sich nicht um sachliche Information bemüht haben. (s. Frage 3) Ein wesentlicher Anteil an den heute noch immer bestehenden Vorurteilen geht zu Lasten der Verfolgungen der Freimaurer. Bei der Verfolgung der Freimaurer fanden absolutistische Monarchien, Diktatoren, Kommunisten und Nazis zu einer düsteren Allianz zusammen. Die (katholische) Kirche lehnte die Toleranz gegenüber Andersgläubigen und den Umgang mit ihnen außerhalb der kirchlichen Kontrolle ab. Ein wesentliches kirchliches Argument war, dass die Geheimhaltungsvorschrift gegenüber Nichtfreimaurern mit der Forderung der Kirche kollidierte, nach der in der Beichte dem Priester alles (aber auch alles) anzuvertrauen sei. Mehrere Päpste (Clemens XII. im Jahr 1738, Benedict XIV. in 1751) haben die Freimaurerei in ihren Bullen heftig und erbittert bekämpft, die Freimaurer mit der Exkommunikation bedroht und zu ihrer Ausrottung aufgerufen. In Spanien wurden auf Geheiß der Kirche Freimaurer mit dem Tode bestraft. Absolutistische Monarchen (Ludwig XIV.), ihre Handlanger (Fürst Metternich) und Diktatoren (Mussolini, Hitler, Stalin) bekämpften die Freimaurer, weil sie deren liberale und unabhängige Denkweise fürchteten. In Deutschland hat die persönliche Verleumdungskampagne Ludendorffs viel zum negativen Bild der Freimaurer in der Öffentlichkeit beigetragen. Die Nationalsozialisten fanden in der Verbindung der (so nicht vorhandenen) freimaurerischen Ideen und jüdischer Mystik einen willkommenen Anlass, um das Schreckensbild einer jüdisch-freimaurerischen (später sogar eine jüdisch-freimaurerisch-bolschewistische) Weltverschwörung in die Welt zu setzen, welche die Weltherrschaft anstrebe. Nach dem Zusammenbruch der Diktatur haben sich manche Vorurteile in der Bevölkerung erhalten – in jüngster Zeit verbreiten einschlägige Verlage weiterhin diese obskuren Anwürfe und Fehlinformationen, wobei die Freimaurer durchaus auch mit den Ufos zu tun haben.

 

10. Frage: Haben die Freimaurer in der Welt überhaupt jemals etwas erreicht – außer gescheit daherzureden?

Die Menschheit hat viele wichtige humanitäre Errungenschaften der Freimaurerei bzw. einiger ihrer Vertreter zu verdanken. Beispiele sind die Unabhängigkeitserklärung und die Verfassung der USA, die Deklaration der Menschenrechte, die Entstehung des Roten Kreuzes und der Genfer Konvention zur Behandlung von Kriegsgefangenen. Die Grundlagen der deutsch-französischen Aussöhnung und der Formulierung der Römischen Verträge wurden im Vertrag von Locarno durch den Freimaurer Stresemann gelegt – er erhielt dafür den Friedensnobelpreis. Diese Errungenschaften sind Einzelleistungen von Freimaurern, deren Handlungen vom Geist der Freimaurerei durchdrungen waren und die gemäß der freimaurerischen Ideale der Humanität, Toleranz und Brüderlichkeit gehandelt haben.

 

11. Frage: Hat es einen Sinn, sich für freimaurerische Ideale einzusetzen, wenn der Einzelne so wenig bewegen kann?

Wenn der Einzelne das Wenige, was er bewegen könnte, auch wirklich bewegen würde, sähe unsere Welt sicher besser aus. Am schlimmsten wäre es, in Resignation zu verfallen und nichts zu tun in der Annahme, es sei sowieso aussichtslos oder zu gering.

 

Geschichte der Freimaurerei 

12. Frage: Woher beziehen Freimaurer ihre Tradition?

Da gibt es verschiedene Quellen: zu nennen sind die Steinmetzvereinigungen der mittelalterlichen Dombauhütten, manche Forscher zählen auch den Templerorden oder die Rosenkreuzer dazu. Teile der Symbolik stammen aus den zwei großen Büchern der Bibel; ebenso findet man Verzweigungen bis hin zu den Mysterien der Hochkulturen, zu den Pythagoräern und zur Mystik.

 

13. Frage: Wie begann die Freimaurerei überhaupt?

Die ersten Logen entstanden aus den mittelalterlichen Bauhütten („lodges“) in England, Frankreich und Deutschland (Urkunden reichen zurück bis ins 14.Jh.). Als „free-mason“ wurde derjenige Steinmetz bezeichnet, welcher den „free stone“ selbständig behauen durfte. Ab dem 16. Jh. nahmen diese Werk- oder „operativen“ Maurer auch Nicht-Steinmetze auf. Diese „angenommenen“ Maurer waren bald in der Überzahl; ab da spricht man von der „symbolischen“ oder „spekulativen“ Maurerei.

 

14. Frage: Wann und wo wurden die ersten Logen gegründet?

Aus schriftlichen Zeugnissen lässt sich schließen, dass bereits im 14. Jahrhundert einzelne Logen existierten. Die erste Großloge wurde in London am 24. Juni 1717, dem Johannistag, durch den Zusammenschluss von vier einzelnen Logen gegründet. Ihr Statut, die „Alten Pflichten“, wurde 1723 veröffentlicht.

 

15. Frage: Wann und wo wurde die erste Loge in Deutschland gegründet?

Als Loge Nr. 1 führen die Matrikel der Vereinigten Großlogen von Deutschland (VGlvD) die „Loge d´ Hambourg“. Sie wurde 1737 in Hamburg gegründet und später umbenannt in „Absalom zu den drei Nesseln“. Sechs Jahre zuvor, 1731, wurde allerdings in Mannheim bereits die Freimaurerloge „La Réunion“ verboten. Über diese Loge gibt es aber keine Gründungsurkunde, so dass ihre Existenz historisch nicht anerkannt wurde.

 

16. Frage: Was geschah mit den Logen während des Dritten Reiches?

Während der nationalsozialistischen Herrschaft wurden die Freimaurer unter Strafandrohung zur Selbstauflösung ihrer Logen gezwungen und die Logengebäude zusammen mit dem gesamten Besitz enteignet. Die Freimaurer selbst waren verschiedenen Repressalien ausgesetzt. Von diesen Verfolgungen hat sich die deutsche Freimaurerei bis heute noch nicht erholt. Nach dem Krieg entstand die VGlvD durch den Zusammenschluss der bis vor 1933 bestehenden selbständigen Großlogen.

 

17. Frage: Wenn es früher so viele berühmte Freimaurer gegeben hat – warum gibt es heute keine berühmten Freimaurer mehr?

Lebt die Freimaurerei nur noch von ihrer Vergangenheit? Das Werk eines Menschen wird oft erst nach seinem Tod erkannt und gewürdigt. Viele bedeutende Menschen wurden erst nach ihrem Tod berühmt. Außerdem drängen Freimaurer mit ihren Leistungen nicht in die Öffentlichkeit. So kommt es, dass von vielen Errungenschaften der Menschheit nicht bekannt ist, dass sie das Werk von Freimaurern sind. Deshalb ist auch nicht bekannt, dass Freimaurer auch in der heutigen Zeit zum Nutzen der Menschheit große Leistungen vollbringen. Wichtige Beispiele des 20. Jh.: Gustav Stresemann, Präsident Roosevelt, Itzak Rabin, Karl-Heinz Böhm, Louis Armstrong. In den USA gab sehr viele Präsidenten und auch Astronauten, die Freimaurer waren. Darüber hinaus war die Hilfsaktion „Care-Pakete“ eine freimaurerische Initiative, ebenso die „Fulbright-Stiftung“ und die Gründung der berühmten „Mayo-Kliniken“. Wer hier genaueres und noch mehr Namen lesen möchte: in den Informationsbroschüren der Großloge A.F.u.A.M. (Alte Freie und Angenommene Maurer) von Deutschland sind weitere Persönlichkeiten aufgezählt. Nur nebenbei: so viele berühmte Freimaurer in Vergangenheit und Gegenwart wir in unseren Reihen wissen – so wenig hilft es dem einzelnen Freimaurer, sich nur auf diese „Großen“ zu berufen, ohne selbst die freimaurerischen Ideale tagtäglich in seinem jeweils eigenen Lebensumfeld zu leben, d.h. in die Tat umzusetzen.

 

Die Aufnahme

18. Frage: Was bewegt jemanden, Freimaurer zu werden?

So verschieden die Motive für die Aufnahme bzw. für eine Mitgliedschaft im Bund der Freimaurer sein mögen, so gibt es doch auch einen gemeinsamen Nenner: es ist die Suche nach der Gemeinschaft gleich gesonnener Männer, die in unserer von Wertverlusten geprägten Welt gemäß den Idealen von Menschlichkeit, Toleranz und Brüderlichkeit leben und die an der eigenen geistigen Vertiefung und sittlichen Veredelung arbeiten wollen.

 

19. Frage: Wie kommt man zur Freimaurerei?

Es gibt mehrere Möglichkeiten: manche Logen veranstalten Gästeabende, die in der örtlichen Presse angekündigt werden. Man kann sich auch an die VGlvD wenden, die einem dann Logen im Umfeld Ihrer Wohnung nennen wird. Man kann im Telefonbuch unter „Loge“ oder „Freimaurer“ nachschlagen. Darüber hinaus haben heute die meisten Logen eine eigene Homepage. Erste Internet-Anlauf-Adresse wäre: „freimaurer.org.“. Natürlich könnte sich auch jemand in ihrem engeren Bekanntenkreis als Freimaurer zu erkennen und Ihnen weitere Hinweise geben.

 

20. Frage: Habe ich überhaupt eine Chance aufgenommen zu werden?

Jeder „Mann von gutem Ruf“ hat eine reelle Chance aufgenommen zu werden.

 

21. Frage: Wie kann ich wissen, ob ich allen Erwartungen gerecht werde, die man in mich setzt?

Die Anforderungen, die die Freimaurer an einen Suchenden stellt, sind aufgrund der langen Tradition und Erfahrung dieses Bundes den Fähigkeiten der meisten Menschen angepasst. Wichtig ist vor allem die Fähigkeit zur Humanität, zur Brüderlichkeit im Umgang mit Ihren Mitmenschen, Ihre Fähigkeit zur Toleranz, zur Akzeptanz Ihres Nächsten so, wie er ist, und nicht so, wie Sie ihn gerne haben möchten.

 

22. Frage: Stellt die Freimaurerei nicht so hohe Anforderungen an den Einzelnen, dass er es kaum wagt, ein Aufnahmegesuch zu stellen?

Nicht die Angst vor zu hohen Anforderungen sollte sie daran hindern, ein Aufnahmegesuch zu stellen, sondern allein Zweifel an Ihrem Willen, im Sinne der Freimaurerei an sich selbst zum Wohle alle arbeiten zu wollen.

 

23. Frage: Ich habe das Gefühl, dass die Freimaurer von so hohen Idealen erfüllt sind, dass sie so eine Art Supermenschen sind. Wie kann ich meine Scheu überwinden und trotzdem richtig mit ihnen ins Gespräch kommen?

Auch Freimaurer sind nur „Menschen wie du und ich“. Weil Denken, Fühlen und Handeln der Freimaurer von Menschenliebe, Toleranz und Brüderlichkeit allen Menschen gegenüber geprägt sind, werden Sie in Freimaurern stets verständnisvolle und einfühlsame Gesprächspartner finden, die sich geduldig und gerne mit Ihnen unterhalten werden.

 

24. Frage: Wie verhindern Sie, dass Fremde Zutritt zur Loge erhalten?

Fremde werden beim Betreten der Loge einer Prüfung unterzogen, die verhindert, dass sich Nichtfreimaurer Zugang zur Gemeinschaft oder zu den Arbeiten verschaffen können.

 

25. Frage: Woher wissen Sie, ob ein Interessent für die Freimaurerei geeignet ist?

Die Logenmitglieder führen mit dem Aufnahmewilligen mehrere Gespräche, um sich von ihm ein möglichst umfassendes Bild zu machen und um die Motive seines Aufnahmegesuchs zu ergründen.

 

26. Frage: Was muss ich tun, um zu wissen, ob ich Freimaurer werden möchte?

Sie sollten sich mit den Zielen der Freimaurerei und mit dem Logenleben eingehend auseinandersetzen und mit Ihren eigenen Zielen und Wertvorstellungen vergleichen, um festzustellen, ob sie mit der Freimaurerei vereinbar sind. Sie sollten auch Ihre gesellschaftlichen Prioritäten überprüfen und schließlich durch Nachdenken Gewissheit erlangen, dass die Freimaurerei der richtige Weg für Sie ist.

 

27. Frage: Wie muss ich vorgehen, wenn ich aufgenommen werden möchte?

Zunächst teilen Sie Ihren Wunsch, der Loge beitreten zu wollen, dem Meister vom Stuhl oder einem anderen Logenmitglied mit. Daraufhin erhalten Sie das Formular des Aufnahmegesuchs, das Sie ausfüllen und der Loge abgeben.

 

28. Frage: Nehmen Sie Angehörige bestimmter Berufskategorien bevorzugt auf?

Sind unter Ihren Mitgliedern bestimmte Berufe besonders häufig vertreten? Die Aufnahme erfolgt ohne Berücksichtigung von Beruf, Religion, Herkunft und politischer Überzeugung (sofern letztere nicht den Idealen der Freimaurerei entgegensteht). Weil die Loge ein Spiegelbild der Gesellschaft ist, findet man unter ihren Mitgliedern Angehörige der verschiedensten Berufe. Die Freimaurerei bietet dadurch ein Begegnungsforum für Menschen, die sich im profanen Alltag sonst nicht begegnen würden.

 

29. Frage: Muss ich mein Weltbild ändern, wenn ich aufgenommen werde?

Weltanschauung und Religion des Einzelnen bleiben vom Beitritt zur Freimaurerei unangetastet. Dank der umfassenden Toleranz der Freimaurer wird sicher nicht verlangt, dass Sie Ihr Weltbild ändern müssen. Die Auseinandersetzung mit bestimmten Themen könnte allerdings dazu führen, dass Sie im Laufe Ihrer Entwicklung Ihr Weltbild in einzelnen Punkten von sich aus revidieren.

 

30. Frage: Werde ich ein anderer Mensch, wenn ich Freimaurer werde?

Ihr näheres soziales Umfeld wird einige Zeit nach Ihrem Beitritt eine positive Wandlung bei Ihnen feststellen können. Ihre Umwelt wird aufgrund Ihrer praktizierten Menschenliebe, Toleranz und Brüderlichkeit deutlich positiver als zuvor auf Sie reagieren. Dadurch, dass Ihre positiven Seiten stärker in den Vordergrund Ihrer Wesensäußerungen rücken, werden Sie von Ihrer Umwelt anders wahrgenommen, obwohl Sie derselbe Mensch bleiben.

 

31. Frage: Wie soll man einer Organisation beitreten, von der man so wenig weiß?

Ich kann doch nicht eine Katze im Sack kaufen! Sie haben die Möglichkeit, sich durch Belesen und Fragen so umfassend zu informieren, dass von einem „blinden“ Beitritt keine Rede mehr sein kann. Es liegt allerdings an Ihnen, sich um die entsprechenden Informationen zu bemühen. Die Praxis der Information variiert von Loge zu Loge, jedoch ist es allgemein so, dass ein Beitrittswilliger zu Gästeabenden und anderen Öffentlichkeitsarbeiten eingeladen werden. Dabei hat der Interessierte die Möglichkeit, durch gezielte Fragen und in lockerer Umgebung mehr zu erfahren, aber auch den freimaurerischen Menschen und sein Wesen kennen zu lernen. Darüber hinaus bieten einige Logen auch spezielle „Bruderabende mit Suchenden“ an. Außerdem: sobald Sie glauben, zur Aufnahme bereit zu sein, wird Sie ein freimaurerischer „Bürge“ (den Sie sich selbst auswählen können) aus dem Kreis der Loge begleiten. Ihm können Sie dann noch weitere Fragen stellen.

 

32. Frage: Ich möchte jetzt schon den Tempel betreten und Einzelheiten des Aufnahmerituals sehen, um mir ein eigenes Bild zu machen – wieso ist es mir nicht erlaubt?

Die Rituale der Freimaurer sind symbolische Handlungen, die ihre Kraft und Wirkung aus dem Erleben des Einzelnen beziehen. Eine Kenntnis der Einzelheiten, ohne das Erleben seiner Gesamtheit, würde den späteren Eindruck schwächen und den angehenden Freimaurer um ein wesentliches Erlebnis bringen. Sie hätten als Kind wahrscheinlich nicht dieselbe Freude an Weihnachten gehabt, wenn Sie schon einige Tage vorher den geschmückten und erhellten Weihnachtsbaum und darunter die Geschenke (u.U. sogar unverpackt) zu Gesicht bekommen hätten – obwohl Sie es aus lauter Neugier vielleicht gerne getan hätten.

 

33. Frage: Muss man bei der Aufnahme einen Eid ablegen?

Ja. Sie verpflichten sich dabei, über die inneren Angelegenheiten der Loge Stillschweigen zu bewahren und diese nicht nach außen zu verbreiten. Insgesamt ist in der Eidesformel nichts enthalten, was auch nur im Geringsten gegen die Sittengesetze, gegen die Gesetze unseres Staates oder gar gegen die Menschenrechte verstoßen würde.

 

34. Frage: Muss ich nach meiner Aufnahme als Lehrling irgendwelche minderen Dienste verrichten gemäß dem Sprichwort „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“?

Von irgendeinem „Müssen“ kann keine Rede sein. Vom Lehrling wird erwartet, dass er sich (auch mit Hilfe seines Bürgen) das seinem Grad entsprechende maurerische Wissen aneignet, an seiner Selbsterkenntnis und der Behebung seiner gröbsten Fehler arbeitet. Ein Freimaurerlehrling ist Lernender und zugleich Dienender. Dazu gehört die Bereitschaft, seinen Brüdern zu dienen, z.B. zu lernen, wie der Tempel für eine Arbeit seines Grades eingerichtet wird, oder bei einem Brudermahl die Gesellen und Meister mit Getränken und Speisen zu versorgen.

 

35. Frage: Gibt es Gründe, nicht aufgenommen zu werden?

Ja, aber es ginge jetzt zu weit, sie im Detail aufzuzählen. Sie ergeben sich aus den Voraussetzungen, wie sie 1723 in den „Alten Pflichten“, unserem Gesetzbuch, festgeschrieben wurden: Nur „ein freier Mann von gutem Ruf“ kann aufgenommen werden.

 

36. Frage: Was geschieht mit mir während des Aufnahmerituals?

Die rituelle Aufnahme soll ein eindrucksvolles, erhebendes Erlebnis und einer der schönsten Tage Ihres Lebens werden, an den Sie gerne zurückdenken. Auch wenn wir Ihnen keine Einzelheiten verraten, können wir Ihnen versichern, dass beim Aufnahmeritual nichts geschieht, was Ihre persönliche Würde oder Ihre körperliche Integrität in irgendeiner Weise beeinträchtigt oder gegen die guten Sitten verstößt.

 

Loge und Tempel

37. Frage: Wo spielt sich das freimaurerische Leben ab?

Wo kommen die Freimaurer zusammen? Die Logenmitglieder kommen im Logenhaus zusammen. Große und vermögende Logen besitzen eigene (u.U. auch vererbte) Häuser. Andere Logen behelfen sich mit einer sonstigen Räumlichkeit. Die normalen Bruderabende werden in einem Club-Raum abgehalten. Mindestens einmal im Monat versammeln sich die Brüder zu einer rituellen Arbeit, mit der im Dialog zwischen verschiedenen Brüdern das Lehrgebäude, die so genannte Esoterik der Freimaurer erklärt wird.

 

38. Frage: Woher kommt die Bezeichnung „Loge“?

Vom englischen „lodge“, was so viel wie Gasthaus oder Unterkunft bedeutet. Die ersten englischen Logen haben ihre Sitzungen in Gasthäusern abgehalten, nach deren Namen denn auch die frühen Logen benannt wurden.

 

39. Frage: Wie viele Mitglieder hat eine Loge?

Die Zahl der Mitglieder ist verschieden. Die Mindestzahl beträgt sieben Mitglieder – nach oben sind eigentlich keine Grenzen gesetzt. Die meisten Logen haben zwischen 15 und 50 Mitglieder.

 

40. Frage: Halten Sie so etwas wie Sitzungen oder Besprechungen ab?

Die Logenmitglieder treffen sich zu Sitzungen, die sie Tempelarbeit nennen. Außerdem gibt es Bruder- oder Clubabende, die meist zwanglos mit Gesprächen verlaufen. Da die meisten deutschen Logen auch ein „e.V.“ sind, gibt es natürlich auch die jährliche Mitgliederversammlung nach dem deutschen Vereinsgesetz.

 

41. Frage: Wie ist der Tempel eingerichtet?

Der Tempel ist mit freimaurerischen Symbolen und mit Sitzgelegenheiten eingerichtet. Die Ausstattung ist der einzelnen Loge weitgehend selbst überlassen, wobei Vorstellungen von der freimaurerischen Symbolik, Geschmack und die finanziellen Möglichkeiten der Loge eine Rolle spielen.

 

42. Frage: Was ist das Ritual?

Ein Ritual ist der rechte und ordnungsgemäße Ablauf einer kultischen Handlung. Das freimaurerische Ritual ist der Aufnahme und Beförderung der frühen Bauhütten nachempfunden. Es besteht aus einer Reihe von ehrwürdigen Handlungen, die der geistigen Vertiefung und der sittlichen Veredelung dienen, und sorgt dafür, dass die Veranstaltung stets auf dieselbe – richtige – Weise abläuft, dass alles mit rechten Dingen zugeht und dass keine Abweichungen vorkommen, die den Sinn des Rituals verfälschen könnten.

 

43. Frage: Worin besteht die Wirkung des Rituals auf die Menschen?

Das ist schwer zu erklären, da das Ritual das Unbewusste im Menschen anspricht. Während des Rituals findet der Freimaurer eine Bestätigung seiner Vorstellungen vom Wesen der Freimaurerei, seines persönlichen ethischen und spirituellen Weltbilds und seiner Zugehörigkeit zu einem die Welt umfassenden, fest gefügten Bruderbund. Dadurch wirkt sich das Ritual, vergleichbar der Liturgie eines Gottesdienstes, erhebend auf den einzelnen Freimaurer aus und stärkt ihn bei der Bewältigung seiner Aufgaben im privaten, beruflichen und sozialen Umfeld.

 

44. Frage: Warum hält man in der heutigen Zeit an derart alten Dingen wie einem Ritual fest?

Das Ritual hat auch heute, wie schon vor knapp 300 Jahren, seine Gültigkeit für den Freimaurer, denn es ist eine strenge Mahnung an ein sittliches Leben mit der Aufforderung, Menschlichkeit und Brüderlichkeit sowie das Eintreten für den Nächsten zu praktizieren, sich dabei von Vorurteilen gegenüber anderen Menschen, Religionen und politischen Einstellungen frei zu machen und sich gegenüber allen Menschen, die guten Willens sind, tolerant zu verhalten.

 

45. Frage: Wird während des Rituals diskutiert?

Nein. Zwischen den Brüdern in ihren verschiedenen, im Tempel eingenommenen Positionen, läuft ein fest vorgeschriebener Dialog ab, in dem das Lehrgebäude der Freimaurerei erklärt wird. Es gehört zu den wichtigsten Tugenden eines Freimaurers, das Zuhören zu lernen und das dabei Gehörte in sich aufzunehmen.

 

46. Frage: Wann gibt es Gelegenheit zur freien Diskussion?

Die freie Diskussion der Brüder ist unabdingbar und mit eines der wichtigsten Güter unseres Bundes: „Dem freien Mann, dem freien Wort sei dieses Haus [die Loge] ein sicherer Hort“ (heißt es an einem Logengebäude). Für Diskussionen geben die Bruderabende den passenden Ort, dabei führt der Meister der Loge Regie und sorgt dafür, dass die Diskussionen auf brüderlicher Ebene und in einer kultivierten Sprache ablaufen. Alle Brüder profitieren von diesen Diskussionen und kehren mit neuen Erkenntnissenn in ihren persönlichen Alltag zurück.

 

47. Frage: Sprechen Sie über Politik?

Selbstverständlich wird im Bruderkreis auch über die anstehenden politischen Themen aus Sozial-, Kultur-, Wirtschaftspolitik und andere politischen Bereiche gesprochen. Nur über parteipolitische Angelegenheiten wird im Allgemeinen nicht gesprochen, um zu vermeiden, dass Freimaurer verschiedener Parteizugehörigkeit in Streit geraten und dadurch den Frieden der Bruderschaft stören. Auf der anderen Seite ist die Loge der einzige Ort, an dem sich Männer, die bruderschaftlich verbunden sind und den verschiedensten, auch konträren politischen Parteien angehören, gemeinsame Probleme der Tagespolitik diskutieren, um möglicherweise mit neuen Erkenntnissen, Sehweisen und u. U. Standpunkten in ihre Fraktionen zurückkehren.

 

48. Frage: Welche Themenkreise besprechen Sie in Ihren Vorträgen?

Die Themenkreise sind so umfassend, dass eine vollständige Aufzählung entfallen muss. Viele Vorträge befassen sich mit der Symbolik der Freimaurerei und mit Fragen des Rituals. Häufig wiederkehrende Themen befassen sich mit Fragen des Lebens und des Todes, mit Ethik, Moral, menschlichen Tugenden und der Situation der Freimaurerei in der Gesellschaft. Auch künstlerisch-wissenschaftliche Themen können aufgegriffen werden.

 

49. Frage: Ab wann wird man gleichberechtigtes Mitglied der Loge?

Ab der Aufnahme.

 

50. Frage: Wie ist es möglich, sich als erwachsener Mann einer Loge mit ihren Regeln, Pflichten und Gebräuchen unterzuordnen?

Nur wer seine Selbstsucht und den damit verbundenen Hochmut überwindet, kann sich in die Logengemeinschaft einfügen und sich deren Regeln, Pflichten und Gebräuchen freiwillig unterwerfen. Insofern hilft das Logenleben bei der Arbeit am eigenen Charakter.

 

51. Frage: Wie viel Zeit muss ich der Freimaurerei opfern?

Der Zeitaufwand ist je nach persönlichem Engagement recht unterschiedlich. Der Mindestaufwand beträgt etwa zwei bis vier Werktagabende pro Monat.

 

52. Frage: Muss man in der Loge bestimmte Aufgaben übernehmen, wie etwa in einem Tennisclub, wo man beim Eintritt Trikotwart oder Kassenwart werden muss?

Es gibt verschiedene Logenämter, die aber nur von Meistern besetzt werden. Ein Amt wird also erst nach einiger Zeit übernommen werden können. Man wird Sie deshalb erst später (vielleicht) fragen, ob Sie bereit wären, eine Aufgabe zu übernehmen. Es liegt dann an Ihnen, mit Ja oder Nein zu antworten: man wird Sie niemals zur Übernahme irgendeiner Funktion zwingen.

 

53. Frage: Welche finanziellen Verpflichtungen erwachsen mir aus meiner Mitgliedschaft in einer Freimaurerloge?

Mit Eintritt in die Loge verpflichten Sie sich zur Entrichtung eines Jahresbeitrages und einer Aufnahmegebühr; diese Beiträge sind von Loge zu Loge verschieden.

 

54. Frage: Wie sind die Freimaurer organisiert?

Die kleinste Organisationseinheit ist die Loge. Im rechtlichen Sinne ist eine Loge (auch „Bauhütte“ genannt) ein am Ort seiner Tätigkeit ins Vereinsregister eingetragener Verein. Mehrere Logen bilden regional einen Distrikt, alle Logen national zusammen eine Großloge. In Deutschland schlossen sich die vor dem Zweiten Weltkrieg existierenden deutschen Großlogen aus historischen Gründen zur VGLvD zusammen.

 

55. Frage: Wie viele Mitglieder hat der Bund der Freimaurer?

Weltweit gibt es heute etwa 40.000 Logen mit insgesamt über 6 Millionen Mitglieder, davon in Deutschland mehr als 400 Logen mit etwa 10.000 Mitgliedern.

 

56. Frage: Warum gibt es verschiedene Grade, wenn doch alle Mitglieder gleich sind?

Die freimaurerischen Grade stellen verschiedene Stufen der geistigen Reifung und der mystischen Einweihung dar. Die Zugehörigkeit zu einem Grad geht nicht mit der Erlangung bestimmter Rechte einher und widerspricht daher nicht dem Gleichheitsprinzip. Dass die Leiter der Loge (der Vereinsvorstand, in der freimaurerischen Sprache der „Beamtenrat“) aus Meistern gewählt werden, ergibt sich aus dem größeren Wissen und längeren Erfahrung im Bund.

 

57. Frage: Widerspricht die hierarchische Struktur nicht dem von Ihnen genannten Gleichheitsprinzip?

Die organisatorischen Strukturen gewährleisten die Funktionsfähigkeit einer so großen Organisation wie der Freimaurerei. Im Rahmen dieser Strukturen übernehmen die einzelnen Mitglieder des Bundes verschiedene Funktionen. Die Übernahme von diesen Ämtern erfolgt auf demokratischer Basis, in freier und je nach Bedeutung geheimer Wahl. Es besteht auch die Möglichkeit, Brüder abzuwählen. Diese Punkte stehen in der Vereinssatzung mit angehängtem Modus des Wahlverfahrens.

 

58. Frage: Was muss man tun, um in den nächsten Grad befördert zu werden – oder geschieht dies automatisch wie bei den Staatsbeamten?

Um in den nächsten Grad befördert werden zu können, muss man sich ein bestimmtes freimaurerisches Wissen aneignen. Dafür werden so genannte Instruktionsabende abgehalten, in denen das Wissen, die Bedeutung und die Hintergründe des jeweiligen Grades vermittelt werden. Der Bürge, wenn er den Eindruck hat, dass der Bruder sein Wissen über seinen gegenwärtig bearbeiteten Grad vervollständigt hat, schlägt dann in Absprache mit dem Meister der Loge sein „Mündel“ für den nächsten Grad vor.

 

59. Frage: Unter welchen Umständen wird man von der Loge ausgeschlossen?

Der Ausschluss aus der Loge kann erfolgen nach Störung des Logenfriedens und schweren sittlich-moralischen Vergehen (sowohl in der Loge als auch im „profanen“ Leben); ferner, wenn der Logenbeitrag nicht bezahlt wird oder nach längerem unentschuldigtem Fernbleiben von den Logenarbeiten. Auch eine Missachtung der freimaurerischen Ordnung oder die Preisgabe vertraulicher Informationen an Dritte kann zu einem Ausschluss führen.

 

60. Frage: Kann man auch aus der Loge oder der Freimaurerei austreten?

Ja, dies geschieht in der Regel, wenn man Mitglied einer anderen Loge werden möchte (z.B. nach einem Ortswechsel). Man kann aber auch aus der Freimaurerei prinzipiell austreten. Dies geschieht jedoch sehr selten, da die Mitglieder der Logen sorgfältig ausgewählt werden.

 

61. Frage: Können mir aus meiner Mitgliedschaft im Bund der Freimaurer irgendwelche Nachteile, z.B. seitens des Arbeitgebers oder von Behörden entstehen?

Sofern Sie Ihre Arbeit nicht aufgrund Ihrer Logenzugehörigkeit vernachlässigen, werden Ihnen allein wegen Ihrer Mitgliedschaft im Bund in der Regel keine Nachteile entstehen. Es gibt keine gesetzliche Grundlage für eine Benachteiligung durch Arbeitgeber oder Behörden.

 

62. Frage: Was geschieht mit meiner Mitgliedschaft bei einem Ortswechsel?

Man kann weiter Mitglied bei seiner Loge bleiben oder auch einer anderen Loge an seinem neuen Wohnort beitreten. Es gibt auch die Möglichkeit einer Doppelmitgliedschaft.

 

63. Frage: Was geschieht mit dem Bürgen im Falle eines Fehlverhaltens?

Der Bürge tritt in die Beitragsverpflichtung des Bruders gegenüber der Loge ein, falls der Bruder diesen nicht mehr nachkommen kann, hat aber im Falle eines Fehlverhaltens seines Mündels keine persönlichen Nachteile zu befürchten. Wenn es sich herausstellen sollte, dass der Bürge bei aufmerksamer Führung seines Mündels das Fehlverhalten hätte verhindern können, besteht die Möglichkeit, dass man ihm gegenüber beim Anvertrauen der Aufgaben eines Bürgen in nächster Zeit etwas vorsichtiger sein wird.

 

64. Frage: Kritisieren Sie sich gegenseitig, um sich auf Ihre Fehler aufmerksam zu machen?

Wie arbeiten Sie an Ihren Fehlern und an den Fehlern Ihrer Mitglieder? Selbstfindung und Selbsterkenntnis sind die Wege zum Umgang mit den eigenen Fehlern. Die Loge hilft dabei, indem sie die Prinzipien und die Notwendigkeit des Blicks auf die eigenen Fehler wiederholt. Außer bei schweren Vergehen oder Verstößen gegen die freimaurerische Ordnung findet aber weder eine öffentliche noch geheime Kritik statt. Über kleinere Fehler kann man sich brüderlich, d.h. ohne erhobenem Zeigefinger, unterhalten.

 

65. Frage: Ist es nicht sehr egoistisch, wenn Sie an Ihren eigenen Fehlern arbeiten anstatt sich durch humanitäre Arbeit für andere Menschen einzusetzen?

Die Arbeit an den eigenen Fehlern und das Engagement für humanitäre Ziele gehen Hand in Hand. Man wird sich aber eher für andere Menschen einsetzen, wenn man bestimmte Formen des Fehlverhaltens, wie etwa Habgier, Eitelkeit, Intoleranz und Egoismus bei sich selbst überwindet.

 

66. Frage: Gibt es Themen, die für Freimaurer tabu sind?

In der Loge sollte nicht über Parteien oder Konfessionen diskutiert werden. Parteipolitische und religiöse Themen sind zu sehr mit Gefühlen besetzt, so besteht die Gefahr von Streitigkeiten. Deshalb sind diese Themen tabu.

 

67. Frage: Gibt es in Ihren Diskussionen auch Streit?

Freimaurer üben sich in der Kunst, gegensätzliche Standpunkte in einer offenen, von Toleranz getragenen Diskussion zu klären, ohne dabei in Streit zu geraten. Weil aber Freimaurer auch nur Menschen sind, kann es im Einzelfall auch zu einer hitzigen Debatte kommen – dann ist der Diskussionsleiter gefordert, die Brüder an sprachliche und gedankliche Mäßigung zu erinnern.

 

68. Frage: Sind alle Freimaurer Musterknaben oder gibt es auch bei Ihnen menschliche Fehler?

Wo Menschen zusammenkommen, werden auch Fehler begangen. Ebenso wichtig wie das Vermeiden von menschlichen Fehlern ist die Art, wie Freimaurer mit den eigenen Fehlern und mit den Fehlern ihrer Brüder umgehen.

 

69. Frage: Wie verhalten Sie sich, wenn Sie sich über einen anderen Freimaurer ärgern oder wenn Sie einen anderen Freimaurer nicht mögen?

Wenn ich mich über einen Bruder Freimaurer ärgere. Ist es meine Pflicht, entweder sofort oder nach kurzer Zeit auf ihn zuzugehen, um ihm zu erklären, weshalb ich mich über ihn ärgere. Im Dialog müssen wir dann herausfinden, ob der andere Bruder mich tatsächlich ärgern wollte oder ob ich seine Ausführungen falsch verstanden habe. Am Schluss müssen wir uns auf jeden Fall einigen und uns gegebenenfalls auch gegenseitig entschuldigen. Auf einen Bruder, den ich nicht leiden kann, habe ich in besonderer Weise zuzugehen und mich mit ihm intensiv zu beschäftigen. Es wird sich bald herausstellen, dass auch dieser Bruder Eigenschaften hat, die mir zusagen. Dadurch kann sich meine anfängliche Abneigung zur brüderlichen Annahme entwickeln.

 

70. Frage: Haben Sie als Freimaurer praktisch von der Freimaurerei profitiert?

Wer sich von der Freimaurerei einen unmittelbaren materiellen o. ä. Vorteil erhofft, sollte dem Bund lieber nicht beitreten, denn es wird sich sehr schnell herausstellen, dass er hier fehl am Platz ist. Der Nutzen, den Sie aus Ihrer Mitgliedschaft ziehen, ist eine Änderung Ihrer Persönlichkeit hin zu einem innerlich wie äußerlich positiveren Menschen. Sobald Sie Ihr Alltagsleben an freimaurerischen Idealen orientieren, erleben Sie, dass Ihre Umgebung sehr viel positiver auf Sie reagiert als früher. Hinzu kommt, dass Sie in einen Bund, der weltweit vertreten ist, eingetreten sind und überall dort, wo Freimaurer arbeiten, brüderlich aufgenommen werden. Und wenn Sie es recht verstehen, werden Sie in der Bruderschaft auch einige Freunde finden.

 

71. Frage: Ist Toleranz in der heutigen Zeit überhaupt noch möglich?

Toleranz ist möglich und gerade in der heutigen Zeit sinnvoll, schon um anderen ein Beispiel für tolerantes Verhalten zu geben. Man muss aber – und dies ebenfalls gerade heute – auch die Grenzen der Toleranz erkennen und darauf achten, dass man nicht ausgenützt wird.

 

72. Frage: Ist man heute nicht immer nur der Dumme, wenn man sich aus menschlicher Güte für andere einsetzt?

So wie unser gesamtes Handeln muss auch der Einsatz für unsere Mitmenschen neben der Nächstenliebe auch von Weisheit geleitet werden, die einem hilft, klare Gedanken zu bewahren und sein Engagement so zu gestalten, dass es keine Nachteile für den Hilfsbereiten verursacht. Unter anderem sei sich der Helfende bewusst, dass er sich durch seine Hilfe nicht selbst so schädigen darf, dass er zu keiner weiteren Hilfe mehr fähig ist. Dies gilt nicht nur im materiellen, sondern auch im ideellen Sinne.

 

73. Frage: Wie soll ich mir Brüderlichkeit vorstellen, wenn ich selbst keinen Bruder habe und wenn ich außerdem weiß, dass Brüder nicht immer mustergültig miteinander umgehen?

Stellen Sie sich vor, wie sehr Sie ihre Eltern oder Kinder lieben, und versuchen Sie, dieses Gefühl auf alle Menschen zu übertragen. Wenn Ihnen das gelingt, empfinden Sie allumfassende Nächstenliebe oder allumfassendes Mitgefühl. Sobald Sie andere Menschen einzig und allein aufgrund der Nächstenliebe behandeln, praktizieren Sie Brüderlichkeit in freimaurerischem Sinn.

 

74. Frage: Welche Verpflichtungen habe ich gegenüber den Logenbrüdern aufgrund der Brüderlichkeit?

Muss ich für sie mit meinem Geld oder gar Vermögen einstehen? Die Hilfe, die der in Not geratene Bruder von Ihnen erwartet, wird in der Regel ein emotioneller Beistand sein. Sie sind aber nicht verpflichtet, den in Not geratenen Logenbrüdern oder anderen Freimaurern irgendwelche finanzielle oder sonstige materielle Hilfen zukommen zu lassen.

 

75. Frage: Warum sind geheime Erkennungsmerkmale notwendig?

Geheime Erkennungsmerkmale werden benutzt, um Nichtmitglieder am Betreten der Loge zu hindern.

 

76. Frage: Komme ich in die Loge wie in eine neue Familie?

Die Loge soll kein Familienersatz sein. Ihr Familienleben soll sich nach wie vor zu Hause, in Ihrem Familienkreis abspielen. Die Treue zu Ihrer Familie ist auch ein Bestandteil des Eides, den Sie als Freimaurer ablegen. Die Loge bietet aber zusätzlich zu Ihrer Familie viele wertvolle menschliche Kontakte, von denen Sie und Ihre Familie profitieren können.

 

77. Frage: Kann ich mich auch mit persönlichen Problemen an einen Logenbruder wenden?

Selbstverständlich können Sie das. Sie werden in dem Bruder Ihrer Wahl sehr wahrscheinlich einen wohlmeinenden, uneigennützigen Zuhörer und Ratgeber, unter Umständen auch einen Helfer finden.

 

78. Frage: Gibt es ein Gesellschaftsleben außerhalb der Logensitzungen?

Es bleibt den Logen selbst überlassen, außerhalb der Loge private und gesellschaftliche Anlässe zu veranstalten. In den meisten Logen finden solche Ereignisse in unterschiedlichem Umfang statt. Dies soll aber Ihren Entschluss, Freimaurer zu werden, nicht beeinflussen.

 

79. Frage: Was macht man praktisch während der rituellen Tempelarbeit? Sitzt man da nur so rum?

Die Tätigkeit der Logenmitglieder hängt von ihren Aufgaben und Funktionen ab. Logenmitglieder ohne eine bestimmte Funktion verfolgen den Ablauf des Rituals im Sitzen (s. Frage 46).

 

80. Frage: Gibt es eine bestimmte Sitzordnung?

Ja, aber darüber muss an dieser Stelle nicht gesprochen werden.

 

81. Frage: Wie sprechen sich die Freimaurer an? Sind alle per Du?

Freimaurer sprechen sich in der zweiten Person (Du) und mit dem Vornamen an. In einigen Logen kann es aber auch sein, dass man einen formelleren Umgang pflegt.

 

82. Frage: Gibt es ein bestimmtes Standardwissen, das man auswendig wissen muss?

Das für jeden Grad erforderliche Wissen sollte inhalts- und sinngemäß aufgenommen, nicht jedoch (stur) auswendig gelernt werden.

 

83. Frage: In welchen Ländern gibt es Freimaurer?

Praktisch in allen Ländern mit freiheitlicher Verfassung. Ausnahme sind Diktaturen.

 

84. Frage: Gibt es Kontakte zwischen Angehörigen verschiedener Logen?

Ja, sie können sogar umfangreich und vielfältig sein und bestehen meist aus gegenseitigen Besuchen und Teilnahme an Aktivitäten der jeweils anderen Loge.

 

85. Frage: Warum ist die Frage der Regularität der Logen so wichtig?

Weil es viele freimaurerähnliche Bünde, Orden und Verbände gibt, die gerne von der Reputation der Freimaurer zehren, mit Freimaurern verwechselt werden und damit sogar dem Bild der Freimaurerei schaden können.

 

Glaube, Religion und Kirche

86. Frage: Ist die Freimaurerei eine Art Religion?

Nein. Sie ist weder eine Religion noch ein Religionsersatz. In der Freimaurerei werden weder religiöse Einweihungen, Verpflichtungen, Sakramente oder Gnaden erteilt. Die Freimaurerei will dem einzelnen Menschen Lebenshilfe für das diesseitige Leben geben und belässt dabei jedem seinen eigenen Glauben. Schon in den „Alten Pflichten“ von 1723 liest man: „…Heute hält man es jedoch für ratsamer, sie [die Freimaurer] nur zu der Religion zu verpflichten, in der alle Menschen übereinstimmen, und jedem seine Überzeugung zu belassen… Der Maurer ist als Maurer verpflichtet, dem Sittengesetz zu gehorchen; und wenn er die Kunst recht versteht, wird er weder eine engstirniger Gottesleugner noch ein bindungsloser Freigeist sein.“ An dieser Grundeinstellung hat sich bis heute nichts geändert.

 

87. Frage: Glauben Freimaurer an Gott?

Freimaurer glauben an ein Schöpfungsprinzip, welches in seinen Eigenschaften, seinem Willen unergründlich und ein Geheimnis ist. So bleibt für jeden Einzelnen ein breiter Raum für die eigenen religiösen Überzeugungen. Damit Angehörige aller Glaubensrichtungen ihre religiösen Anschauungen wieder finden können, sprechen die Freimaurer vom „Allmächtigen [Großen] Baumeister aller Welten“, wenn sie ein oberstes göttliches Wesen, das in den Weltreligionen mit verschiedenen Namen bezeichnet wird, meinen. Auf diese Weise können in der Freimaurerei die Angehörigen verschiedener Religionen und Weltauffassungen miteinander verkehren, wie es im Gedanken der Toleranz verankert ist.

 

88. Frage: Glauben Freimaurer an ein Leben nach dem Tod?

Die Auseinandersetzung mit dem Tod und mit dem, was nach dem Tod kommt, spielt in der Freimaurerei eine wichtige Rolle. Wenn die Freimaurer sagen, ein Bruder sei „in den Ewigen Osten“ gegangen, kann sich jeder Freimaurer dasjenige Jenseits vorstellen, das ihm seine Religion verheißt.

 

89. Frage: Glauben Freimaurer an die Wiedergeburt?

Auch diesem Glauben einzelner Brüder stehen die Freimaurer nicht im Wege.

 

90. Frage: Kann ich gleichzeitig Freimaurer und Mitglied einer Kirche sein?

Seitens der Evangelischen Kirche ist eine Mitgliedschaft kein Problem. Hingegen sind die Beziehungen zwischen der Katholischen Kirche und der Freimaurerei schon seit dem 18. Jahrhundert belastet. Die Freimaurerei wurde von Seiten verschiedener Päpste (zum Teil unerbittlich und erbittert) bekämpft und auch verleumdet. Auch in der „Unvereinbarkeitserklärung“ von 1980 hat die Deutsche Katholische Bischofskonferenz eine gleichzeitige Zugehörigkeit zur Katholischen Kirche und zum Freimaurerbund für unvereinbar erklärt. An dieser Haltung hat sich im Prinzip auch nicht viel im Text des neuen katholischen Katechismus geändert.

 

91. Frage: Sind die Freimaurer eine Sekte?

Ganz sicher nicht. Man erkennt das daran, dass der Bund keine Merkmale einer Sekte aufweist wie: eine Führerperson mit Anspruch auf unbedingten Glauben an die Lehre, Indoktrination oder gar Gehirnwäsche der Mitglieder, Hindern am Verlassen der Sektengemeinschaft.

 

Staat, Gesellschaft und Behörden

92. Frage: Wie ist das Verhältnis der Freimaurer zu Staat und Gesetz?

Freimaurer sind laut ihren Statuten der Treue zum Staat und seinen Gesetzen verpflichtet. Weil Freimaurer stets treue und zuverlässige Diener ihrer jeweiligen Länder waren, gab es unter deren Staatsdienern immer wieder Freimaurer, die eine besonders verantwortungsvolle Position einnahmen und dementsprechend auf das Wohl des Staates bedacht waren.

 

93. Frage: Ist die Freimaurerei gesetzlich erlaubt?

Ja, in allen demokratisch regierten Ländern der Welt. Entsprechend gibt es auch in den deutschsprachigen Ländern keine gesetzlichen Einschränkungen. (In der Schweiz wurde die Rechtmäßigkeit der Freimaurerei sogar durch eine Volksabstimmung bestätigt.)

 

94. Frage: Wie wirkt es auf Ihre Umgebung, wenn Sie sagen, dass Sie Freimaurer sind?

Wenn ich mich als Freimaurer zu erkennen gebe und das Gespräch auf die Freimaurerei hinlenke, wird mir meist großes Interesse entgegengebracht. Mit einer von vornherein ablehnenden Haltung ist eigentlich nur bei Angehörigen jener Generation zu rechnen, die noch unter dem Einfluss der Diffamierungskampagnen und der Verfolgungen während der nationalsozialistischen Herrschaft stehen, oder bei den Menschen, die heute wieder gedruckte Bücher (siehe oben) über angebliche Verschwörungsfantasien für bare Münze nehmen.

 

Freimaurerei und Familie

95. Frage: Darf meine Familie erfahren, dass ich Freimaurer werden möchte bzw. einer bin?

Vor allem Ihre Frau/Lebensgefährtin muss auf jeden Fall von Ihrer Absicht, Freimaurer zu werden, erfahren und auch damit einverstanden sein. Sobald Ihre Kinder alt genug sind, um dies zu verstehen, sollten Sie es ihnen ebenfalls mitteilen. Inwieweit Sie sich anderen Familienangehörigen öffnen wollen und können, hängt von Ihren persönlichen Lebensumständen und vom Vertrauensverhältnis, das Sie zu diesen Familienmitgliedern haben.

 

96. Frage: Warum sind Frauen nicht zugelassen?

Der Bund der Freimaurer versteht sich aus seiner Tradition heraus als ein von Männern gebildeter Bruderband, der den geschlechtsspezifischen Bedürfnissen von Männern Rechnung trägt. Die Loge bildet einen Freiraum, in dem wir nicht durch geschlechtsspezifische Unterschiede in unserem eigenen Weisen gehemmt oder eingeengt werden. Gelegentlich hat das sehr vertraute, rückhaltlose Verhältnis der Freimaurer in der Vergangenheit in „Gemischten Logen“ (die es durchaus auch heute noch gibt) teilweise zu Schwierigkeiten in den Eheverhältnissen geführt. Da wir an der Verbesserung und nicht an der Verschlechterung der Lebensverhältnisse der Menschen arbeiten wollen, ist es sinnvoll, derartige Risiken dadurch zu vermeiden, indem die Brüder in der Loge unter sich bleiben. Natürlich sind unsere Frauen bzw. Lebensgefährtinnen bei allen nicht-offiziellen Veranstaltungen beteiligt. Und: außer den Gemischten gibt es auch in Deutschland reine Frauenlogen.

 

97. Frage: Wie stehen Ihre Frauen zu Ihrer Mitgliedschaft im Freimaurerbund?

Da das Einverständnis der Frauen vor der Aufnahme in die Loge notwendig vorhanden sein muss, stellen die Freimaurer bereits eine Auswahl von Männern dar, deren Frauen von Anfang an davon wissen. Einige Frauen tolerieren die Logenmitgliedschaft ihrer Männer im Rahmen des persönlichen Freiraums, den sich Ehepartner gegenseitig zugestehen. Andere Frauen schätzen die Praxis der freimaurerischen Ideale ihrer Männer, weil sie zur Harmonie des Familienlebens beiträgt. Schließlich ist manche Frau beruhigt, ihren Mann in der Männerrunde der Loge und nicht bei sonstigen Anlässen oder in anderer Gesellschaft zu wissen.

 

98. Frage: Fühlen sich Ihre Frauen zurückgesetzt?

Die Frauen der meisten Freimaurer fühlen sich zwar nicht zurückgesetzt, vielleicht aber gelegentlich ausgeschlossen. Dem möchten die Freimaurer entgegenarbeiten, indem sie eben gemeinsame Aktivitäten veranstalten, um ihre Wertschätzung gegenüber den Frauen zum Ausdruck zu bringen.

 

99. Frage: Gibt es gemeinsame Aktivitäten mit Ihren Frauen?

Ja. Es gibt z.B. so genannte „Weiße Logen“, bei denen ein spezielles Ritual in der Bauhütte (dem Tempel) durchgeführt wird. Dabei erhalten die Frauen einen guten Einblick in den Ablauf eines Rituals und in die Gedankenwelt der Freimaurerei. Die erwähnten außerhalb der Logenarbeit stattfindenden Aktivitäten (vom Picknick über ein Festessen bis zum Theater- oder Konzertbesuch) sind weitere Gelegenheiten, die Frauen mit dem Leben der Bruderschaft bekannt zu machen und sie mit in die Gemeinschaft einzubeziehen.

 

100. Frage: Sagen Sie Ihren Kindern, dass Sie Mitglied bei den Freimaurern sind?

Siehe Frage 95. Im Übrigen ist es so, dass man auch bei Bekannten und Freunden zunächst zum Teil zurückhaltend sein sollte. Vor allem sollte man, vor allem als Lehrling, die Mitgliedschaft in einer Loge nicht lauthals hinausposaunen, da detaillierte Nachfragen ein Lehrling nicht befriedigend beantworten kann.

 

Die Loge Konrad Ekhof im Orient Hamburg dankt dem Verfasser, Prof. em. Dr. Georg Feichter, für das Erarbeiten und Bereitstellen der in diesen Dokument veröffentlichen Fragen und den dazugehörigen Antworten.